Freitag, 31. Oktober 2014

Dunvegan - Inverness

Das Wetter war heute früh im Vergleich zur Nacht blendend - nur leichter Nieselregen... Der sich leider nach dem Frühstück schwer negativ auf die Sicht auswirkte, so dass wir uns entschlossen, nach unserer Destillerietour bei Talisker ohne Umweg Richtung Inverness zu fahren, um vielleicht noch einen Platz in einer Führung bei Glen Ord zu bekommen. Die Talisker-Führung war wieder typisch für eine solche in einer vom Großkonzern Diageo geführten Brennerei - informativ, aber steril und mit Fotoverbot... Naja, als registrierter Friend of the Classic Malts war das für uns ja mal wieder kostenlos und da sollte man nicht meckern.

Das Wetter wurde dann besser, je weiter wir uns Loch Ness näherten. Bernhard legte dann dort eine ausgiebige Fotosession am Urquhart Castle ein, während wir anderen drei nach Nessie Ausschau hielten. Leider haben auch wir sie nicht gesehen.
Wir stärkten uns im Café des Nessie-Centers und fuhren dann weiter zu Glen Ord, zwar auch ein Diageo-Besitz (d.h. gratis! :-) ), aber wesentlich liebevoller gepflegt. Auch die Führung war bedeutend persönlicher und netter, unsere hübsche Führerin  Karla war sogar bereit, uns neben dem obligatorischen Standard-Dram auch noch einen 18-jährigen für lau einzuschenken. ;-)

Gespannt waren wir auf unsere Unterkunft, die wir für einen Spottpreis (91€) gebucht hatten. Gut, ein 4-Bettzimmer, aber Einzelheiten und mitten in der Stadt mit Parkmöglichkeit. Und ich kann nun beim besten Willen keinen Haken erkennen, außer, dass nun 3 Personen statt einer neben mir schnarchen. Aber Running Wild auf dem mp3-Player übertönt auch Bernies Organ...

Da wir so Zentral wohnen, war es nicht schwer, ein Lokal zu finden. Wir entschlossen uns mit dem Bella Italia mal für etwas italienisches. Gute Wahl. Und Bernie konnte sich endlich mal wieder mit dem Personal unterhalten, da er ja bedeutend mehr italienische Vokabeln beherrscht als englische...

Buch der unnützen britischen Erfindungen im Sanitärbereich - Part x+ 1

Vorgestern in Oban hatten wir wieder diese merkwürdige Duschbatterie aus Plastik, die ich noch aus den 80er Jahren kenne. Zur Erläuterung: Der äußere Ring dient zum Regeln der Durchflussmenge, der innere Knopf zur Temperaturregelung. Klingt einfach. Ist aber nicht so. Das muss man erlebt haben... Ich dachte mir noch: Jetzt fehlt nur noch eine solch dämliche Aufputz-Durchlauferhitzerarmatur! Und Schwupps - im B&B in Dunvegan gab es selbige... Aber modern und voll funktionsfähig...

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Oban - Dunvegan (Isle of Skye)

Heute stand eine längere Fahretappe auf dem Plan. Ca. 300km auf schottischen Straßen plus Sightseeing sind kein Pappenstiel, auch wenn mir das Manövrieren unseres Straßenkreuzers auf der falschen Straßenseite immer leichter fällt und ich meine Panik erfolgreich unter Kontrolle kriege, wenn der mit 90km/h entgegenkommende Holzlaster mir mindestens einen halben Meter meiner Fahrspur nimmt.

Das Wetter war heute im Vergeich zu den letzten zwei Tagen eher mau, auch wenn es nur ein paar Spritzer geregnet hat. Dunkle Wolken und Nebel waren unsere ständigen Begleiter. So ging es zunächst nach Fort William zu einem kurzen Stadtbummel und von dort an den Fuß des Ben Nevis, seines Zeichens höchster Berg Großbritanniens, mit stattlichen 1344m... Dann weiter durch die Highlands Richtung Isle of Skye mit dem obligatorischen Zwischenstopp am Eilean Conan Castle, sozusagen dem Neuschwanstein Schottlands. Auch wenn der Name oft ignoriert wird, DIESES Schloss hat jeder schon einmal auf Bildern bzw. im Film 'Highlander' gesehen. Allerdings schauten wir uns das Castle nur von außen an, nutzten die Pause aber für einen Snack im Besuchercafe.
Danach ginge weiter über die Brücke nach Skye, und, weil relativ früh am Nachmittag, gleich zur Talisker-Brennerei. Der volle Parkplatz ließ uns schon Übles schwanen, und tatsächlich - sogar in diesem abgelegenen Nest Carbost Ende November gibt es genügend Whisky-Freaks, die uns die Plätze in der Distillery-Tour abluchsen. So mussten wir die Tour auf morgen Vormittag verschieben.
Damit hatten wir aber Zeit, die Halbinsel Trotternish zu umrunden, mit den spektakulären Sights Old Man of Storr, Kilt Rock und dem Quiraing-Bergmassiv. In den Bergen wurde es allerdings schon recht dunkel, so dass wir flott weiter zu unserer Unterkunft in Dunvegan fuhren. Dort angekommen, begnügten sich Gerhard und meine Wendigkeit mit einer Portion Fish&Chips vom benachbarten Takeaway, während Franz und Bernie sich ein Mahl im Dunvegan Hotel genehmigten. Wir schlossen uns ihnen später an und verkosteten das lokale 'Skye-Beer'.

Islay - Oban

Gestern war nix mit Posten, da das Royal Hotel in Oban mit einem echt königlichen WiFi - Netz ausgerüstet war - aus den Zeiten von Heinrich VIII... So wie sich das ganze Haus präsentierte. Ein uraltes Gemäuer, wie aus einer anderen Zeit, selbst der Look der schwarz uniformierten Bediensteten passte da ins Bild. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, zu sagen, die Speisen des Frühstücksbuffets seien aus dieser Zeit, aber naja... Zumindest die Angestellten waren zuvorkommend, die Lage mitten am Argyle Square genial und der kostenlose Parkplatz im Spottpreis von 52£ inklusive ist dann auch nicht selbstverständlich.

Aber von Anfang an: Nach unserem wieder opulenten Frühstück checkten wir Mittwoch früh beim Skerrols House auf Islay aus und machten noch etwas Smalltalk mit unserem Gastgeber Thomas, wobei sich herausstellte, dass er Pole ist (Mist, ich hätte auf Tscheche getippt...) und das Haus seit 4 Jahren managt.
Die Fähre fuhr diesmal fast pünktlich ab, so dass wir um 12.20 Uhr landeten und die ca. 80km von Kennacraig nach Oban in Angriff nehmen konnten. Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass die letzte Tour in der Destillerie bereits ausgebucht war. Schade für meine Jungs! Ich hab die Tour ja schon dreimal erlebt, aber das vierte Mal wäre auch keine Zeitverschwendung gewesen... Wir trösteten uns mit einer ausgiebigen Verkostung an der Destilleriebar und ließen uns ein paar Anekdoten aus der Brennerei von unserem netten Barmann erzählen.
Es folgte ein Stadtbummel mit dem Besuch der neuen Wetherspoon-Bar, die eine sensationelle Auswahl an Craft-Bieren aus aller Welt bietet, und das zu GB-untypisch niedrigen Preisen.
Abends um 7 fanden wir uns dann im Restaurant EE-USK ein, wo wir am Nachmittag einen Tisch ergattert hatten. Einfach DAS Fischrestaurant an der Westküste! Fantastisches Essen, tolles Ambiente mit Blick auf den Hafen und netter (Bernhard sagt, ich soll auch 'ansehnlich' schreiben...) Service zu angemessenen Preisen.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Islay -Part 2

Heute stand der Distillery-Marathon auf dem Programm. Wir mussten früh raus, um noch einen Platz beim Lagavulin-Warehousetasting zu ergattern. Beim Frühstück relativierte sich der Zimmerpreis von 130£ etwas, denn selbiges war erstklassig. Bernies Erkältung hatte sich nachts auf seine Stimmbänder geschlagen, so dass er bis ca. 10 Uhr kaum ein Wort rausbrachte. Genauso gut entwickelte sich das Wetter, das schon um 8 leichte Sonnenstrahlen erahnen ließ und gegen 10 brilliant war, wenn auch mit 8°C etwas frisch.

Aber nicht nur die Sonne lachte, sondern auch wir, da wir problemlos in die Warehouse-Demonstration bei Lagavulin reinrutschten. Unter der witzigen Leitung von Islay-Legende Ian McArthur konnten wir uns einige einzigartige Malts direkt aus dem Fass genehmigen, unter anderem einen 1966er! Ian meinte, wenn dieser in den Verkauf geraten wäre, würden Asiaten sicher 8-9000£ für eine Pulle auf den Tisch legen. Ich hab nicht gewagt, zuzugeben, dass ich den 32jährigen ne Ecke besser fand...
Da uns die hohe Konzentration wegen Ians grauenhaftem Islay-Slang müde und hungrig machte, begaben wir uns anschließend sofort in die nur 1km entfernte Ardbeg-Distillery, um im dortigen Old Kiln Cafe zu Mittag zu essen. Viel Zeit war nicht, hatten wir doch um 14.00 Uhr bei Bruichladdich die nächste Veranstaltung gebucht. 25km ist nicht weit, aber auf Islay gleicht jede Geschwindigkeit über 60km/h einer  Achterbahnfahrt...

Beim Bezahlen der Tourtickets bei Bruichladdich fragte mich der Guide: Who is the driver? - Hm, that would be me... - Ok, so it's not four, but three tickets, because you won't be drinking! Weil ich so ehrlich war, hat er mir dann doch von jedem Whisky ein paar Tropfen zugestanden. Sehr fair! Am Vormittag musste ich doch mit dem einen oder andern Milliliter edelsten Malt den Warehouseboden befeuchten, weil auch in Schottland die 0,5-Promille-Grenze gilt. Die Eingeborenen hier glauben zwar, von den sechs auf der Insel tätigen Polizisten seien drei in Urlaub und die anderen beim Whiskytrinken, aber drauf ankommen lassen wollte ich's nicht wirklich...

Das Wetter war immer noch sehr fotofreundlich und so begaben wir uns danach noch zum Knipsen in Richtung der Brennereien Kilchoman und Bunnahbhain. Bei letzterer hatten wir das Glück, einem gelangweilten Schichtarbeiter zu begegnen, der seine Langeweile bei der Beaufsichtigung des Einmaischprozesses  damit bekämpfte, uns zumindest einen Teil der Destillerie zu zeigen. Wieder einmal ein Beweis für die einmalige Freundlichkeit der Schotten!

Das Bridgend Hotel Restaurant war dann der gelungene Ausklang für heute.

Buch der unnützen britischen Erfindungen im Sanitärbereich - Kapitel x

Nein, dass die Duschkabine hier riesig ist, finde ich gut. Auch wenn mir Franz nicht die richtige Person ist, um darin Tango zu tanzen... :-)
Die Mischbatterie (Ja, sowas gibt's hier tatsächlich!) der Dusche ist's. Sieht zwar so aus, als könnte man nicht nur drehen, sondern auch mittels des kleinen Hebels kippen. Mitnichten. Geht nur zu drehen, also die Durchflussmenge ist nur entweder Null oder volles Rohr. Aufdrehen führt nur dazu, dass das Wasser wärmer wird. Na immerhin...

Montag, 27. Oktober 2014

Islay - Part 1

Nachdem wir heute früh fürstlich von Kristen bekocht wurden - hmmm, Haggis und Kippers! - und Bernhards lautstarkes Unverständnis über den Verzehr jener Leckereien zu dieser Uhrzeit über uns ergehen lassen mussten, schafften wir es locker, rechtzeitig am Fährhafen in Kennacraig zu sein. Leider verspätete sich die Fähre erheblich. "We apologize for the inconvenience caused by the delay, blablabla... chaos because of yesterday's weather, blabla... too much traffic, bla..."

Jedenfalls rollten wir um 12.35 Uhr von der FINLAGGAN und begaben uns schnurstracks Richtung Bowmore Distillery, um unsere private Craftsmen's Tour zu machen. Die üppigen 50£ sind gut angelegt für die über 2-stündige Führung, bei der man z.B. auch mal selbst Hand anlegt, um das Malz zu wenden oder in der Malt Kiln am eigenen Leib spüren kann, wie sich ein Gerstenkorn fühlt, wenn es bei 45°C im Torfrauch getrocknet wird...
Das Highlight bildet natürlich der Besuch des legendären Warehouse No 1, das teilweise unter dem Meeresspiegel liegt mit der Verkostung mehrerer Whiskies direkt aus dem Fass. Heather, unsere Führerin, schenkte abnormal generös ein, wovon ich als Fahrer mal wieder wenig profitierte... Ich musste vor der Weiterfahrt sowieso einen einstündigen Spaziergang einplanen. Bernie nahm noch die Möglichkeit wahr, sich eine eigene Flasche direkt aus dem Fass abzufüllen, wobei wir ihm etwas zur Hand gehen durften.

Die anschließende Odyssee auf dem Weg zu unserer Unterkunft Skerrols House in der Nähe von Bridgend war allerdings weniger auf den Alkoholgenuss als auf die Unfähigkeit des Navis, diesen Hof in der absoluten Pampa zu finden, zurückzuführen...
Unser Landlord zeigte sich von der mitleidigen Seite und gab Franz und mir ein kostenloses Zimmerupgrade auf einen Twin-Room, als er unseren erschreckten Blick auf die einzige große Bettdecke des Doppelbettes sah...

Da Gerhard praktisch mir Betreten des Zimmers augenblicklich ins Koma fiel, rückten wir anderen drei anschließend noch aus, um in Bowmore einen Happen zu essen. Die Islay -Hauptstadt entpuppte sich allerdings als so tot am Abend, dass sich ein Bär eher in die Atlantikfluten stürzen würde, als hier zu tanzen...
Das einzige akzeptable Etablissement war ein ziemlicher Nobelschuppen (Den Namen hab ich vergessen), wo Bernhards obligatorische Begrüßung: "Griaßts eich, Mädels!" mit ungewohnt indignierten Gesichtern quittiert wurde... Naja, wir wurden trotzdem zuvorkommend bedient und das Essen war hervorragend!

Den Heimweg fanden wir dann wieder problemlos und jetzt bereiten wir uns auf die mindestens zwei Destillerietouren morgen vor. Franz hat neben mir schon den zweiten Baumstamm durchgesägt...